Assemble to Order

Der Assemble-to-Order-Prozess (ATO) beschreibt einen Produktionsansatz, bei dem vorgefertigte Komponenten basierend auf spezifischen Kundenaufträgen zu einem Endprodukt zusammengesetzt werden. Dieser Ansatz kombiniert die Vorteile von Effizienz durch Standardisierung mit der Flexibilität, individuelle Kundenwünsche zu erfüllen.

Bedeutung und Definition

Beim Assemble-to-Order-Modell werden die einzelnen Bauteile und Module eines Produkts vorproduziert und auf Lager gehalten. Die endgültige Montage erfolgt erst nach Eingang eines Kundenauftrags. Dadurch können Unternehmen schnell auf Bestellungen reagieren, ohne eine komplette Fertigung von Grund auf beginnen zu müssen.

Rolle in der Fertigung und Logistik

Assemble to Order spielt eine zentrale Rolle bei der Optimierung von Produktions- und Logistikprozessen:

  • Effiziente Ressourcennutzung: Standardisierte Module reduzieren die Komplexität in der Fertigung.
  • Kundenspezifische Anpassung: Die Endmontage ermöglicht eine Vielzahl an Produktvarianten, ohne dass die Produktion ineffizient wird.
  • Minimierung von Lagerkosten: Nur die Module werden auf Lager gehalten, während Endprodukte erst nach Bedarf gefertigt werden.

Phasen im Assemble-to-Order-Prozess

Der Assemble-to-Order-Prozess (ATO) ist ein hybrider Ansatz, der die Effizienz der Massenproduktion mit der Flexibilität der kundenspezifischen Montage verbindet. Er umfasst mehrere klar definierte Phasen, die eine schnelle und präzise Abwicklung von Kundenaufträgen ermöglichen.

Kundenauftragserfassung

Die erste Phase besteht darin, Kundenaufträge präzise zu erfassen und die gewünschten Produktspezifikationen festzuhalten. Über ein ERP-System werden die Anforderungen des Kunden dokumentiert, die Verfügbarkeit von Komponenten in MRP-Systemen geprüft und durch ATP-Systeme Lieferzeiten bestätigt. Dies bildet die Grundlage für den weiteren Prozess und ermöglicht eine schnelle Bearbeitung.

Auswahl und Zusammenstellung der Komponenten

Sobald der Auftrag vorliegt, werden die benötigten Bauteile aus dem Lager abgerufen. Dabei spielt die Sicherstellung der Qualität und Vollständigkeit der Komponenten die zentrale Rolle. Digitale Infrastrukturen optimieren die Materialbereitstellung und gewährleisten, dass die Montage ohne Verzögerungen starten kann.

Montage und Qualitätsprüfung

In der Montagephase werden vorgefertigte Module gemäß den spezifischen Kundenanforderungen zusammengebaut. Automatisierte Fertigungsanlagen steuern den Prozess, während umfassende Qualitätsprüfungen sicherstellen, dass das Endprodukt den Standards entspricht. 

Lieferung

Die letzte Phase umfasst die Verpackung, den Versand und die termingerechte Zustellung des Produkts. Moderne Logistiksysteme und Tracking-Technologien unterstützen die Nachverfolgung und sorgen für eine transparente Kommunikation mit dem Kunden. Ziel ist es, ein Produkt in einwandfreiem Zustand und pünktlich zu liefern.

Die folgende Gegenüberstellung hebt die wichtigsten Merkmale und Herausforderungen der Phasen hervor:

PhaseZentrale AspekteHerausforderungen
Erfassung der Kundenaufträge– Präzise Erfassung von Kundenwünschen- Verfügbarkeit und Lieferzeiten prüfen– Fehlende Echtzeit-Daten zu Komponenten- Potenzielle Verzögerungen bei der Bestätigung der Lieferzeiten
Auswahl der Komponenten– Effiziente Materialbereitstellung- Sicherstellung von Qualität und Vollständigkeit der Bauteile– Logistische Engpässe- Unzureichende Lagerplanung
Montage und Qualitätsprüfung– Automatisierte Montage- Umfassende Qualitätskontrollen– Fehlerhafte Komponenten oder Prozesse- Lücken in der Dokumentation
Lieferung– Verpackung und termingerechte Zustellung- Echtzeit-Tracking der Lieferungen– Koordination von Logistikprozessen- Kommunikation bei Verzögerungen

Vorteile des Assemble-to-Order-Ansatzes

Der Assemble-to-Order-Ansatz (ATO) kombiniert Effizienz und Flexibilität, um Kundenanforderungen mit hoher Präzision und kurzen Lieferzeiten zu erfüllen. Durch die strategische Nutzung vorgefertigter Komponenten wird nicht nur die Produktionszeit verkürzt, sondern auch die Kosten in der Fertigung und Logistik deutlich gesenkt. Hier unterstützen PPS-Systeme in der Planung.

Effizienzsteigerung in der Produktion

Der ATO-Ansatz setzt auf standardisierte Komponenten, die bereits vorproduziert werden und die Komplexität in der Fertigung verringern. Dies ermöglicht eine schnelle Endmontage unmittelbar nach Auftragseingang und verkürzt die Produktionszeit erheblich. Automatisierte Prozesse, wie Roboterfertigung und ERP-gesteuerte digitale Prozesse, sorgen für optimierte Abläufe und minimieren potenzielle Fehler.

Flexibilität zur Erfüllung von Kundenanforderungen

Mit dem Assemble-to-Order-Ansatz können Unternehmen eine breite Palette von Produktvarianten anbieten, indem sie standardisierte Module individuell kombinieren. Der Prozess erlaubt es, auf kurzfristige Änderungen flexibel zu reagieren, ohne den Produktionsfluss zu beeinträchtigen. Dadurch erhalten Kunden maßgeschneiderte Lösungen, die spezifisch auf ihre Anforderungen abgestimmt sind, ohne den Aufwand einer vollständigen Sonderanfertigung.

Reduktion von Lagerbeständen

Durch den ATO-Ansatz wird die Kapitalbindung reduziert, da nur die benötigten Komponenten vorgehalten werden, anstatt fertige Produkte zu lagern. Mit Hilfe von ERP-Systemen und MRP-Systemen wird die Lagerverwaltung optimiert, sodass stets die richtige Menge an Komponenten verfügbar ist. Das Just-in-Time-Prinzip steuert den Bedarf direkt über eingehende Aufträge und vermeidet Überproduktion.

Verbesserte Kundenzufriedenheit

Schnelle Lieferzeiten sind ein entscheidender Vorteil des ATO-Prozesses, da die Endmontage effizient durchgeführt werden kann. Gleichzeitig gewährleistet die Nutzung vorgefertigter und geprüfter Module eine konstant hohe Qualität der Produkte. Kunden profitieren von transparenten Prozessen, die ihnen durch digitale Technologien wie Track-and-Trace-Tools eine Nachverfolgung ihrer Aufträge ermöglichen.

Begleitende Produktionsprozesse

Nachfolgend stellen wir begleitende und verwandte Prozesse dar, sodass ein direkter Vergleich möglich wird. 

Make to Stock (MTS)

Der Make-to-Stock-Prozess basiert auf der Produktion von Waren auf Lager, die auf Basis vorhergesagter Nachfrage gefertigt werden. Dieser Prozess ist besonders verbreitet in Branchen, in denen standardisierte Produkte mit vorhersehbarer Nachfrage hergestellt werden, wie in der Konsumgüter- oder Elektronikindustrie.

Der Ablauf beginnt mit einer Bedarfsprognose, die auf historischen Verkaufsdaten und Marktanalysen basiert. Auf dieser Grundlage werden Produktionspläne erstellt, und die Waren werden auf Vorrat gefertigt. Der Vorteil dieses Ansatzes liegt in der schnellen Lieferfähigkeit, da die Produkte bereits im Lager verfügbar sind. Allerdings birgt MTS Risiken, wie die Überproduktion oder das Entstehen von Lagerbeständen, die nicht verkauft werden können.

Make to Order (MTO)

Der Make-to-Order-Prozess wird verwendet, um Produkte erst nach Eingang einer konkreten Kundenbestellung zu fertigen. Diese Vorgehensweise ist besonders geeignet für Produkte, die entweder individualisiert sind oder eine geringe Nachfrage aufweisen, wie z. B. Spezialmaschinen oder Maßanfertigungen.

Der Prozess beginnt mit einer Kundenbestellung, die die Grundlage für die Produktion darstellt. Im Anschluss wird das Produkt gefertigt und dem Kunden geliefert. MTO bietet den Vorteil, dass Lagerbestände minimiert und Überproduktionen vermieden werden. Die Herausforderung liegt in längeren Lieferzeiten, da die Produktion erst nach der Bestellung beginnt.

Assemble to Order (ATO)

Der Assemble-to-Order-Prozess kombiniert Elemente aus MTS und MTO und wird häufig in Branchen eingesetzt, die individualisierte Produkte mit standardisierten Komponenten anbieten, wie z. B. die Automobil- oder Computerindustrie.

In diesem Prozess werden standardisierte Komponenten auf Lager produziert (Make-to-Stock). Sobald eine Kundenbestellung eingeht, erfolgt die Zusammenstellung der individuellen Endprodukte aus den vorhandenen Komponenten. ATO ermöglicht eine gewisse Individualisierung, ohne die Produktionszeit erheblich zu verlängern. Der Vorteil liegt in der Flexibilität und der Möglichkeit, schnell auf Kundenwünsche zu reagieren, während die Lagerhaltungskosten für Komponenten kontrolliert bleiben.

MerkmalMake to Stock (MTS)Make to Order (MTO)Assemble to Order (ATO)
ZielLagerbestand für schnelle LieferungProduktion auf BestellungKombination von Standard und Individualisierung
ProduktionVor der NachfrageNach der NachfrageVorproduktion von Komponenten, Endmontage auf Bestellung
LieferzeitSehr kurzLangMittel
KundeneinbindungGeringHochMittel
FlexibilitätGeringHochMittel
LagerbestandHochGeringMittel
RisikoÜberproduktion, hohe LagerkostenLange DurchlaufzeitenAbhängigkeit von Komponentenlager
Typische ProdukteKonsumgüter, ElektronikSpezielle AnfertigungenAutos, Computer

Herausforderungen im Assemble-to-Order-Prozess

Von der Verwaltung komplexer Komponenten über die Anforderungen der Lieferkette bis hin zu Qualitäts- und Nachhaltigkeitsaspekten – der Erfolg des Prozesses hängt maßgeblich von einer optimierten Umsetzung ab.

Komplexität der Komponentenverwaltung

Die Vielzahl vorgefertigter Module und Bauteile macht ein präzises Bestandsmanagement unabdingbar. Engpässe können die Produktion verzögern, während Überbestände unnötige Lagerkosten verursachen. Eine effektive Verwaltung von Lagerbeständen erfordert den Einsatz moderner ERP-Systeme, die in der Lage sind, Bestände in Echtzeit zu überwachen und automatisch Nachbestellungen auszulösen. Dadurch wird sichergestellt, dass stets genügend Bauteile verfügbar sind, ohne Ressourcen zu verschwenden.

Anforderungen an die Lieferkette

Die Lieferkette spielt eine entscheidende Rolle im Assemble-to-Order-Prozess, da die Endmontage von der pünktlichen Verfügbarkeit der Komponenten abhängt. Verzögerungen in der Lieferkette können zu erheblichen Störungen führen und die Einhaltung von Lieferterminen gefährden. Transparenz und Zuverlässigkeit lassen sich durch den Einsatz von Supply-Chain-Systemen verbessern, die eine detaillierte Planung und Überwachung ermöglichen.

Qualitäts- und Zeitmanagement

Die Anforderungen an hohe Qualitätsstandards und kurze Durchlaufzeiten stellen eine weitere Herausforderung dar. Um diesen gerecht zu werden, sind automatisierte Fertigungs- und Prüfsysteme unverzichtbar. Diese gewährleisten nicht nur die Einhaltung der Qualitätsstandards, sondern helfen auch, die Prozesseffizienz zu steigern. Mit klaren Arbeitsabläufen und der Priorisierung dringender Aufträge lässt sich zudem sicherstellen, dass Liefertermine eingehalten werden und die Kundenzufriedenheit steigt.

Integration von Kundenanforderungen

Kundenspezifische Anpassungen sind ein zentrales Merkmal des Assemble-to-Order-Prozesses. Die Integration individueller Anforderungen in die Montage erfordert eine flexible und präzise Planung, um Effizienzverluste zu vermeiden. Konfigurationstools, die eng mit ERP-Systemen verknüpft sind, erleichtern die Umsetzung solcher Anpassungen und reduzieren mögliche Fehlerquellen. Dadurch können Unternehmen maßgeschneiderte Lösungen anbieten, ohne die Kosten unnötig zu erhöhen.

Umgang mit kurzfristigen Änderungen

Der Markt verlangt häufig kurzfristige Anpassungen, sei es durch Kundenwünsche oder durch Verzögerungen in der Lieferkette. Solche Änderungen können den digitalen Produktionsplan erheblich beeinträchtigen. Ein flexibler Produktionsplan, gestützt durch Echtzeitdaten aus ERP-Systemen, ermöglicht eine schnelle Reaktion auf unvorhergesehene Änderungen. Das strategische Prozessmanagement hilft dabei, die Auswirkungen auf den Gesamtablauf zu minimieren und den Betrieb stabil zu halten.

Nachhaltigkeitsanforderungen

Die steigende Nachfrage nach nachhaltigen Produktionsprozessen und die Einhaltung regulatorischer Vorgaben erfordern innovative Ansätze. Unternehmen müssen ressourcenschonende Materialien einsetzen und energieeffiziente Produktionsmethoden integrieren, um die ökologischen Anforderungen zu erfüllen. Optimierte Prozesse reduzieren nicht nur den Abfall, sondern tragen auch dazu bei, die ökologische Bilanz zu verbessern und das Unternehmensimage zu stärken.

Rolle von ERP-Systemen im Assemble-to-Order-Prozess

ERP-Systeme spielen eine zentrale Rolle im Assemble-to-Order-Prozess, indem sie die verschiedenen Produktions- und Verwaltungsprozesse miteinander verknüpfen, Echtzeit-Daten bereitstellen und Automatisierungslösungen implementieren. Sie unterstützen Unternehmen dabei, individuelle Kundenaufträge aus dem Order to Cash Prozess effizient zu integrieren, die Ressourcen optimal zu nutzen und die Qualität der Endprodukte sicherzustellen.

Integration von Kundenaufträgen und Fertigungsprozessen

ERP-Systeme schaffen eine direkte Verbindung zwischen der Auftragsverwaltung und der Produktionsplanung. Kundenaufträge werden unmittelbar ins System eingespeist, wodurch die benötigten Komponenten automatisch identifiziert und für die Montage bereitgestellt werden. Integrierte Konfigurations-Tools ermöglichen es, individuelle Kundenwünsche direkt in den Produktionsprozess zu überführen. Änderungen in den Aufträgen, wie kurzfristige Anpassungen, werden in Echtzeit aktualisiert, sodass die Fertigung flexibel darauf reagieren kann.

Optimierung von Bestands- und Kapazitätsmanagement

Ein effektives Bestandsmanagement ist entscheidend für den Erfolg des Assemble-to-Order-Prozesses. ERP-Systeme überwachen Lagerbestände in WMS-Systemen in Echtzeit und lösen bei Bedarf automatisierte Nachbestellungen aus, um Engpässe oder Überbestände zu vermeiden. Darüber hinaus sorgen sie für eine präzise Kapazitätsplanung, indem sie Produktionsdaten mit der Auslastung von Maschinen und Arbeitskräften verknüpfen. Dies ermöglicht eine optimale Ressourcenallokation und eine kontinuierliche Produktion.

Echtzeit-Daten und Automatisierung

Mit ERP-Systemen haben Unternehmen jederzeit Zugriff auf Echtzeit-Daten zu Lagerbeständen, Produktionsfortschritt und Lieferstatus. Diese Transparenz verbessert die Entscheidungsfindung und ermöglicht eine schnellere Reaktion auf potenzielle Probleme. Automatisierte digitale Geschäftsprozesse, wie die Erstellung von Produktionsplänen oder die Buchung von Materialentnahmen, sparen nicht nur Zeit, sondern reduzieren auch die Fehlerquote erheblich. Zudem überwachen ERP-Systeme die Produktions- und Montageprozesse, sodass Abweichungen frühzeitig erkannt und behoben werden können.

Vorteile von ERP-Systemen im Assemble-to-Order-Prozess

Durch die Automatisierung und Bereitstellung von Echtzeit-Daten wird die Effizienz gesteigert, die Produktionszeit verkürzt und die Ressourcenauslastung maximiert. Die Systeme fördern die Flexibilität, da sie schnelle Anpassungen an Änderungen in Kundenaufträgen oder der Lieferkette ermöglichen. Optimierte Lagerhaltung und Produktionsplanung tragen zur Kostensenkung bei, während integrierte Qualitätskontrollen sicherstellen, dass die Endprodukte den Kundenanforderungen entsprechen.

Digitalisierung des Assemble-to-Order-Prozesses

Die Digitalisierung des Assemble-to-Order-Prozesses revolutioniert die Art und Weise, wie Unternehmen Produkte fertigen und liefern. Sie bietet die Möglichkeit, Abläufe effizienter, flexibler und kostengünstiger zu gestalten. Durch den Einsatz moderner Technologien wird der Prozess nicht nur transparenter, sondern auch besser auf die Anforderungen des Marktes abgestimmt.

Best Practices für eine agile und effiziente Fertigung

Eine effektive Digitalisierung erfordert die Umsetzung bewährter Methoden. Eine End-to-End-Integration sorgt dafür, dass alle Phasen des Prozesses, von der Auftragserfassung bis zur Lieferung, über ein zentrales ERP-System verbunden sind. Das Just-in-Time-Prinzip minimiert Lagerkosten, indem Komponenten genau dann bereitgestellt werden, wenn sie benötigt werden. Flexibles Produktionsmanagement ermöglicht es Unternehmen, schnell auf Änderungen in Kundenanforderungen oder Marktbedingungen zu reagieren. Regelmäßige Feedbackschleifen und Datenanalysen fördern die kontinuierliche Verbesserung der Prozesse, während ressourcenschonende Technologien zu einer nachhaltigeren Fertigung beitragen.

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