Testmanagement für ERP Projekte

Testmanagement

Das Testmanagement ist ein wesentlicher Bestandteil in jeder Softwareentwicklung, Systemeinführung und trägt maßgeblich zur Qualitätssicherung bei. Durch systematische Planung, Durchführung und Überwachung von Tests können Fehler frühzeitig erkannt und behoben werden, bevor sie in den Produktivbetrieb durch den Go-Live gelangen. Ein strukturiertes Testmanagement erhöht nicht nur die Stabilität und Sicherheit der Software, sondern verbessert auch die Benutzererfahrung und sorgt für reibungslose digitale Geschäftsprozesse. In diesem Artikel stellen wir bewährte Strategien und Methoden des Testmanagements ausführlich vor.

Testmanagement entscheidend für den Projekterfolg 

Ein effektiver Testprozess stellt sicher, dass die Systemqualität gewahrt bleibt und Fehlfunktionen vermieden werden. Das Testmanagement überprüft Funktionalität und Stabilität in jeder Implementierung und berücksichtigt sowohl technische als auch nutzerbezogene Anforderungen.

Das Testmanagement kann klassisch oder agil erfolgen, je nach Projektanforderungen und Unternehmensstruktur. Unabhängig vom Ansatz ist es wichtig, Testfälle strukturiert zu dokumentieren, um Nachverfolgbarkeit und Effizienz zu gewährleisten. In einigen Anwendungen ist das sogar regulatorisch vorgeschrieben wie bei Produkten im Finanzbereich oder einem ERP in der Medizintechnik.

Testmanagement-Ziele

Zentrale Ziele von funktionalen oder automatisierten Tests:

  • Überprüfung der Anforderungen: Sicherstellen, dass alle Anforderungen korrekt umgesetzt werden.
  • Fehlerminimierung: Reduzierung von Fehlern für eine stabile Systemperformance.
  • Effizienzsteigerung: Optimierung der Testprozesse zur schnelleren Markteinführung.
  • Risikoreduktion: Frühzeitiges Identifizieren von Schwachstellen im System.
  • Erhöhung der Stabilität des Systems: Verbesserung der Performance und Verfügbarkeit.
  • Kosteneinsparungen: Vermeidung teurer Nachbesserungen durch frühzeitige Fehlerbehebung.
  • Verbesserte Nutzererfahrung: Weniger Fehler und eine stabile Funktionalität, steigert auch die Zufriedenheit der Nutzer eines Systems.

Vorgehensmodelle im Testmanagement

Je nach Projekt eignet sich ein unterschiedliches Vorgehen. Neben klassischen und agilen Methoden gibt es mittlerweile auch hybride Ansätze, die Struktur und Flexibilität kombinieren. Automatisierte und manuelle Tests ergänzen sich hierbei sinnvoll.

Klassisches vs. agiles Testmanagement

  • Klassisch: Lineare Struktur, geeignet für klare und starre Anforderungen mit detaillierter Planung.
  • Agil: Iterativer Ansatz mit kontinuierlichen Anpassungen und schnellem Feedback.
  • Hybride Ansätze: Kombination aus klassischem und agilem Vorgehen, ideal für komplexe Projekte mit langfristiger Planung.

Automatisiertes vs. manuelles Testen

  • Automatisiert: Effizient für wiederholbare und zeitintensive Tests, wie Regressionstests oder die Überprüfung von Preisen.
  • Manuell: Notwendig für explorative und Usability-Tests, die menschliche Intuition und echtes Nutzerfeedback erfordern.
  • Hybride Teststrategien: Eine Kombination zur Maximierung der Testeffizienz.

Erhebung und Dokumentation von Testfällen

Eine sorgfältige Erhebung und Dokumentation von Testfällen ist entscheidend für den Erfolg eines strukturierten Testprozesses. Tester müssen dokumentieren, was, wie getestet wird und welche Ergebnisse erwartet und erzielt wurden. Sie dienen als zentrale Referenz für das Testmanagement und ermöglichen eine gezielte, nachvollziehbare Testdurchführung. 

Methoden zur Identifizierung und Erhebung von Testfällen

Die Identifizierung von Testfällen beginnt mit der Analyse der Spezifikationen des Systems. Ziel ist es, eine möglichst vollständige Abdeckung aller funktionalen und nicht-funktionalen Anforderungen zu erreichen. Das Testteam sollte alle möglichen Nutzungsszenarien und Risiken berücksichtigen, damit das System in der Praxis wie gewünscht funktioniert.

Methoden zur Identifikation von Testfällen:

  • Workshops mit Stakeholdern: Austausch mit Fachabteilungen zur Identifikation kritischer Geschäftsprozesse.
  • Use-Case-Analyse: Bewertung typischer Nutzungsszenarien, um realitätsnahe Tests zu entwickeln.
  • Exploratives Testen: Identifikation potenzieller Schwachstellen durch manuelle Testansätze und User Testing.
  • Risikobasierte Teststrategie: Fokussierung auf besonders fehleranfällige oder sicherheitskritische Komponenten.

Dokumentation und Strukturierung von Testfällen

Die Dokumentation von Testfällen erfolgt idealerweise in einem Tool, das alle Testfälle zentral speichert und organisiert (z.B. Jira). Es ermöglicht eine strukturierte Organisation der Testfälle. Zudem erleichtert es das Auffinden sowie Nachverfolgen während und nach den Testphasen. Durch die klare Dokumentation können die Tests effizienter durchgeführt und besser überwacht werden. Außerdem sollten sie revisionssicher sein.

Wichtige Elemente der Testfalldokumentation:

  • Testziel und Testbeschreibung: Klare Formulierung des Testziels und eine Beschreibung des Testfalls.
  • Testschritte: Detaillierte Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Durchführung des Tests.
  • Erwartete Ergebnisse und Akzeptanzkriterien: Festlegung der erwarteten Ergebnisse, um den Test als bestanden oder nicht bestanden zu klassifizieren.

Priorisierung und Nachverfolgbarkeit von Testfällen

Da nicht alle Testfälle mit der gleichen Dringlichkeit ausgeführt werden müssen, ist die Priorisierung entscheidend, um Ressourcen optimal zu nutzen. 

Schritte zur Priorisierung und Nachverfolgbarkeit:

  1. Prioritätensetzung: Einteilung der Testfälle nach ihrer Wichtigkeit und der Häufigkeit ihrer Nutzung.
  2. Tracking und Reporting: Dokumentation der Testergebnisse und Zuordnung zu den spezifischen Anforderungen.
  3. Änderungsmanagement: Aktualisierung und Anpassung der Testfälle bei Änderungen der Anforderungen oder des Systems.

Testausführung und -steuerung

Dies sind die zentralen Prozesse im Testmanagement. Die Testausführung und -steuerung bestimmen maßgeblich die Effizienz des Testprozesses. In dieser Phase werden die Testfälle gemäß einem Testplan ausgeführt, die Ergebnisse dokumentiert und mögliche Fehler identifiziert. Dies ermöglicht es, den Projekterfolg abzusichern und sicherzustellen, dass das System zuverlässig funktioniert.

Planung der Testphasen und Ressourcenmanagement

Eine präzise Planung der Testphasen ist entscheidend für die effiziente Durchführung der Tests. Es spielt auch eine wichtige Rolle, dass ausreichend Personal und technische Mittel für die Testausführung zur Verfügung stehen (z.B. verschiedene mobile Geräte und Nutzer verschiedener Zielgruppen).

Die Reihenfolge und Dauer der Testphasen werden so festgelegt, dass sie in einer logischen Abfolge von Funktionstests über Integrationstests bis hin zu Abnahmetests durchgeführt werden. Dabei musst du Abhängigkeiten berücksichtigen, um die Planung der Tests an die Verfügbarkeit der jeweiligen Funktionen und Systemkomponenten anpassen zu können.

Rollenverteilung und Verantwortlichkeiten im Testprozess

Die klare Definition von Rollen und Verantwortlichkeiten fördert die Effizienz und Struktur im Testablauf. Unterschiedliche Rollen haben spezifische Aufgaben im Testprozess und arbeiten gemeinsam daran, die Testziele zu erreichen. 

Die Zuordnung von Verantwortlichkeiten stellt sicher, dass jeder Testfall einem bestimmten Teammitglied oder Fachbereich zugewiesen ist. Zudem gibt es eine klare Ansprechperson für jeden Bereich. Dadurch gibt es eine bessere Nachverfolgbarkeit und der Testfortschritt lässt sich gezielt steuern.

Wichtige Rollen im Testprozess:

  • Testmanager: Verantwortlich für die Planung, Steuerung und Überwachung des gesamten Testprozesses.
  • Testanalyst: Entwickelt Testfälle und Szenarien auf Grundlage der Anforderungen und ist für die Qualität der Testdokumentation zuständig.
  • Testende: Führen die Tests aus, dokumentieren die Ergebnisse und melden auftretende Fehler an das Projektteam.

Überwachung und Berichterstattung der Testergebnisse

Berichte über die Testergebnisse sind das zentrale Element der Teststeuerung und dienen dazu, den Fortschritt des Testprozesses kontinuierlich zu verfolgen – dazu gehören:

  • Regelmäßige Statusberichte: Dokumentation des Testfortschritts, der erfolgreich abgeschlossenen Testfälle und der identifizierten Fehler.
  • Defektmanagement: Überwachung und Kategorisierung der gefundenen Fehler, um eine gezielte Behebung zu ermöglichen.
  • Kommunikation mit Stakeholdern: Bereitstellung von Testberichten und Ergebnissen an alle relevanten Projektbeteiligten.

Übersicht der Testarten im Testmanagement

Im Testmanagement gibt es verschiedene Testarten, die jeweils spezifische Aspekte des Systems prüfen. Ziel ist es, dass alles zuverlässig funktioniert. Jede Testart erfüllt einen besonderen Zweck, sei es die Überprüfung einzelner Funktionen, die Integration zwischen Systemkomponenten oder die Akzeptanz durch Endbenutzer. 

Ein umfassender Testprozess kombiniert alle relevanten Testarten, um die Qualität des Systems aus verschiedenen Perspektiven zu gewährleisten. Die gezielte Auswahl und Durchführung der verschiedenen Tests sorgt dafür, dass ein ERP-System alle Anforderungen erfüllt und stabil läuft.

TestartZielUmfangErwartetes Ergebnis
FunktionstestPrüfung der SystemfunktionenBasisfunktionen wie Datenverarbeitung und GeschäftslogikAlle Funktionen arbeiten fehlerfrei
IntegrationstestSicherstellen der Funktionalität aller Schnittstellen (APIs)Zusammenspiel von Modulen und externen SystemenDaten fließen korrekt zwischen Komponenten
Abnahmetest (UAT)Bestätigung der NutzerakzeptanzBenutzerfreundlichkeit und FunktionalitätEndnutzer geben Freigabe für den Go-Live
SystemtestGesamtprüfung unter realen BedingungenStabilität, Sicherheit und PerformanceSystem läuft fehlerfrei und stabil
End-to-End-TestValidierung kompletter GeschäftsprozesseSimulation realer Workflows im ERP-SystemProzesse laufen fehlerfrei ab

Automatisiertes Testen: In der Praxis ein Für und Wider

Das automatisierte Testen ist ein wesentlicher Bestandteil des modernen Testmanagements und bietet zahlreiche Vorteile, insbesondere bei der Durchführung wiederholbarer Tests und der Sicherstellung der Systemqualität. Trotz seiner Vorteile bringt die Testautomatisierung jedoch auch Herausforderungen mit sich.

Vorteile der Testautomatisierung

Automatisierte Tests sind besonders nützlich bei häufig durchzuführenden, wiederholbaren Tests, wie etwa Regressionstests oder Lasttests. Die Vorteile der Testautomatisierung liegen auf der Hand:

  • Zeitersparnis und Effizienz: Wiederholbare Tests werden schnell und ohne manuelle Eingriffe ausgeführt.
  • Konsistenz und Genauigkeit: Automatisierte Tests liefern präzise Ergebnisse und reduzieren die Fehleranfälligkeit durch menschliche Eingriffe.
  • Schnelle Rückmeldung: Ergebnisse automatisierter Tests stehen oft in Echtzeit zur Verfügung, was die Fehlerbehebung beschleunigt.

Herausforderungen bei der Testautomatisierung

Dennoch bringt die Testautomatisierung auch Herausforderungen mit sich. Eine kontinuierliche Wartung und Optimierung der automatisierten Tests ist essentiell, um zuverlässige Ergebnisse zu gewährleisten. Weitere typische Herausforderungen sind:

  • Hohe initiale Kosten: Die Einrichtung von Testautomatisierung erfordert Ressourcen und Know-how, die zu Beginn mit höheren Investitionen verbunden sind.
  • Wartungsaufwand: Automatisierte Tests müssen kontinuierlich an neue Anforderungen und Systemänderungen angepasst werden.
  • Robustheit der Tests: Sicherstellen, dass die automatisierten Tests stabil und fehlerfrei laufen, um präzise und konsistente Ergebnisse zu erhalten.

Tools und Frameworks für die Automatisierung

Es gibt zahlreiche Tools und Frameworks, die die Implementierung von Testautomatisierung unterstützen und auf die Bedürfnisse unterschiedlicher Projekte zugeschnitten sind. Gängige Tools wie Selenium, JUnit oder TestComplete bieten umfangreiche Funktionen zur Automatisierung von Funktionstests, UI-Tests und API-Tests. 

Die Wahl des richtigen Tools hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie dem Testumfang, den benötigten Funktionen und der Kompatibilität mit den verwendeten Technologien. Ein passendes Tool erleichtert die Implementierung und Wartung der Testautomatisierung und unterstützt das Testteam bei einer effizienten und strukturierten Testausführung.

Vergleich der Testmethoden

Manchmal gibt es Situationen, in denen die verschiedenen Testmethoden unterschiedlich gut funktionieren. Ein einfacher Vergleich verdeutlicht die Einsatzmöglichkeiten:

  • Automatisierte Tests: Gut geeignet für häufig wiederholte Tests, wie Lasttests und Unit-Tests.
  • Manuelle Tests: Ideal für explorative, Usability- und Benutzerakzeptanz-Tests, bei denen menschliche Intuition und Kreativität gefragt sind.
  • Hybridansatz für kritische Kernfunktionen: Kombination beider Testmethoden für eine vollständige und flexible Testabdeckung.

Erfolgsfaktoren für ein effektives Testmanagement

Ein strukturiertes Testmanagement stellt sicher, dass Software gründlich geprüft wird, bevor sie in den Produktivbetrieb übergeht. Dies erhöht die Qualität, Stabilität und Benutzerfreundlichkeit. Es minimiert auch das Risiko von Fehlern. Durch kontinuierliche Optimierung und Dokumentation bleibt der Testprozess anpassungsfähig an neue Anforderungen. 

Die Kombination verschiedener Testmethoden, der gezielte Einsatz von Automatisierung und regelmäßiges Feedback sorgen für eine effektive Qualitätssicherung. Eine sorgfältige Planung, klare Testziele und eine transparente Nachverfolgbarkeit ermöglichen eine umfassende Teststrategie, die langfristig den Erfolg von Softwareprojekten sicherstellt.

johannes

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