Process Mining

Beim Process Mining handelt es sich um einen analytischen Ansatz zur Untersuchung und Verbesserung von Geschäftsprozessen. Es kombiniert Techniken des Datenmanagements und der Prozessanalyse, um die tatsächlichen Abläufe innerhalb eines Unternehmens zu visualisieren und zu optimieren. Mithilfe von Process Mining können Unternehmen ineffiziente Prozesse identifizieren, Engpässe beseitigen und die Gesamteffizienz steigern.

In einer Zeit, in der digitale Transformation und datengetriebene Entscheidungen immer wichtiger werden, gewinnt Process Mining zunehmend an Bedeutung. Unternehmen sammeln eine Vielzahl von Daten aus verschiedenen IT-Systemen. Process Mining nutzt diese Daten, um Einblicke in die tatsächlichen Abläufe zu gewinnen. Diese Erkenntnisse helfen, Abweichungen von geplanten Prozessen zu erkennen und ermöglichen eine datenbasierte Prozessoptimierung.

Process Mining findet Anwendung in verschiedenen Branchen, wie zum Beispiel Fertigung, Gesundheitswesen, Finanzdienstleistungen und öffentliche Verwaltung. Es bietet einen transparenten Einblick in komplexe Geschäftsprozesse und unterstützt Unternehmen dabei, ihre Wettbewerbsfähigkeit zu steigern.

Definition und Grundlagen

Process Mining ist ein Bereich der Datenwissenschaft, der sich mit der Analyse von Geschäftsprozessen auf Basis von Ereignisdaten beschäftigt. Diese werden in Form von Log-Dateien erfasst, die in IT-Systemen generiert werden, wenn Geschäftsprozesse ausgeführt werden. Process Mining-Techniken nutzen diese Daten, um Prozessmodelle zu erstellen, zu überprüfen und zu verbessern.

Eine zentrale Komponente von Process Mining ist das sogenannte Event Log. Hierbei handelt es sich um ein Ergebnisprotokoll, das heißt, eine chronologisch geordnete Aufzeichnung von Ereignissen innerhalb eines Systems oder Prozesses, die häufig zur Fehlersuche und -analyse verwendet werden. Jedes Event-Log besteht aus einer Reihe von Ereignissen, die jeweils einem bestimmten Prozessschritt zugeordnet sind und Zeitstempel sowie zusätzliche Kontextinformationen enthalten. Durch die Analyse dieser Daten können genaue Modelle der tatsächlichen Prozessabläufe erstellt werden.

Die drei Hauptmethoden des Process Mining sind Discovery, Conformance und Enhancement. Diese Begriffe werden weiter unten im Abschnitt „Methoden des Process Minings“ ausführlich erläutert.

Der Einsatz von Process Mining erfordert spezielle Softwarelösungen, die in der Lage sind, große Mengen an Event Logs effizient zu verarbeiten und visuell ansprechende Prozessmodelle zu erstellen. Diese Softwarelösungen bieten oft auch Funktionen zur Analyse von Prozessleistung und -abweichungen, was Unternehmen bei der kontinuierlichen Verbesserung ihrer Prozesse unterstützt.

Geschichte und Entwicklung

Die Wurzeln des Process Mining lassen sich bis in die 1990er Jahre zurückverfolgen, als erste Forschungen zur Analyse und Modellierung von Geschäftsprozessen aufkommen. Diese frühen Arbeiten konzentrierten sich hauptsächlich auf das Erstellen von Prozessmodellen und das Simulieren von Geschäftsprozessen. Mit der zunehmenden Digitalisierung und der Verbreitung von IT-Systemen wurden immer mehr Daten über Geschäftsprozesse erfasst, was den Weg für die Entwicklung von Process Mining ebnete.

Ein bedeutender Meilenstein in der Geschichte des Process Mining war die Einführung von Workflow-Management-Systemen (WfMS) in den 1990er Jahren. Diese Systeme ermöglichen das Automatisieren und Überwachen von Geschäftsprozessen und generieren wertvolle Daten in Form von Event Logs. Forscher begannen, Methoden zu entwickeln, um diese Daten zu analysieren und daraus Erkenntnisse über die tatsächlichen Prozessabläufe zu gewinnen.

In den frühen 2000er Jahren begannen Forscher, sich intensiv mit Process Mining zu beschäftigen. Professor Wil van der Aalst, ein Pionier auf diesem Gebiet, veröffentlichte zahlreiche Studien und entwickelte grundlegende Methoden und Algorithmen für die Analyse von Geschäftsprozessen auf Basis von Event Logs. Seine Arbeiten legten den Grundstein für die heutige Process Mining-Technologie.

Mit der Veröffentlichung des Buches „Process Mining: Discovery, Conformance and Enhancement of Business Processes“ von Wil van der Aalst im Jahr 2011 erhielt das Thema Process Mining weitere Aufmerksamkeit. Das Buch beschreibt detailliert die Techniken und Methoden des Process Mining und diente als wichtige Ressource für Forscher und Praktiker.

In den letzten Jahren hat sich Process Mining zu einem wichtigen Werkzeug im Bereich des Geschäftsprozessmanagements entwickelt. Unternehmen erkennen zunehmend den Wert von datengetriebenen Ansätzen zur Prozessoptimierung und investieren in Process Mining-Technologien. Diese Entwicklung wurde durch die Verfügbarkeit leistungsfähigerer Hardware, fortschrittlicher Algorithmen und benutzerfreundlicher Softwarelösungen unterstützt.

Die kontinuierliche Weiterentwicklung von Process Mining wird durch die zunehmende Integration von Künstlicher Intelligenz (KI) und Machine Learning (ML) in die Analyseprozesse vorangetrieben. Diese Technologien ermöglichen es, noch tiefere Einblicke in komplexe Prozessstrukturen zu gewinnen und proaktive Maßnahmen zur Prozessverbesserung zu ergreifen.

Heute ist Process Mining ein etabliertes Forschungsfeld und eine praxisrelevante Technologie, die in vielen Branchen weltweit eingesetzt wird. Die fortlaufende Forschung und Entwicklung zielt darauf ab, die Analysemethoden weiter zu verfeinern und neue Anwendungsbereiche zu erschließen, um den steigenden Anforderungen der modernen Geschäftswelt gerecht zu werden.

Methoden des Process Minings

Process Mining umfasst verschiedene Methoden zur Analyse und Verbesserung von Geschäftsprozessen. Die Hauptmethoden sind Discovery, Conformance und Enhancement. Jede dieser Methoden hat spezifische Ziele und Techniken, um Einblicke in Prozessabläufe zu gewinnen und diese zu optimieren.

Discovery

Discovery, auch als Prozessentdeckung bekannt, ist eine Methode, bei der ein Prozessmodell aus einem Event Log erstellt wird, ohne dass vorherige Kenntnisse über den Prozess erforderlich sind. Ziel ist es, ein präzises und vollständiges Modell der tatsächlichen Abläufe zu generieren.

Der Discovery-Prozess beginnt mit der Sammlung von Event Logs, die detaillierte Informationen über jeden Schritt eines Prozesses enthalten. Diese Logs werden dann analysiert, um die Abfolge und Beziehung der einzelnen Aktivitäten zu identifizieren. Ein weit verbreiteter Algorithmus für diesen Zweck ist der Alpha-Algorithmus, der einfache Prozessmodelle aus Event Logs ableitet. Moderne Ansätze wie der Heuristics Miner und der Fuzzy Miner bieten jedoch fortschrittlichere Techniken, die auch mit komplexeren und verrauschten Daten umgehen können.

Ein erfolgreiches Discovery-Projekt liefert ein Prozessmodell, das die tatsächlichen Abläufe innerhalb eines Unternehmens widerspiegelt. Dieses Modell kann zur Identifikation von Engpässen, ineffizienten Prozessschritten und potenziellen Verbesserungsbereichen verwendet werden. Discovery ist besonders nützlich in Szenarien, in denen keine formellen Prozessmodelle existieren oder in denen die tatsächlichen von den dokumentierten Prozessen abweichen.

Conformance

Conformance, auch Konformitätsprüfung genannt, vergleicht ein vorhandenes Prozessmodell mit den tatsächlichen Abläufen, die in den Event Logs aufgezeichnet sind. Ziel ist es, Abweichungen zwischen dem geplanten Prozess und der Realität zu identifizieren und zu analysieren.

Die Konformitätsprüfung beginnt mit dem Erstellen oder Auswählen eines Referenzprozessmodells, das als Benchmark dient. Anschließend werden die Event Logs analysiert, um zu prüfen, inwieweit die tatsächlichen Prozessausführungen mit diesem Modell übereinstimmen. Abweichungen können auf verschiedene Probleme hinweisen, wie zum Beispiel nicht befolgte Richtlinien, ineffiziente Arbeitspraktiken oder Compliance-Verstöße.

Tools zur Konformitätsprüfung bieten oft detaillierte Visualisierungen und Berichte, die Abweichungen hervorheben und deren Ursachen analysieren. Diese Informationen sind entscheidend für die kontinuierliche Verbesserung von Prozessen und die Sicherstellung der Einhaltung von Vorschriften und Standards. Conformance ist besonders wichtig in stark regulierten Branchen, in denen die Einhaltung von Vorschriften entscheidend ist.

Enhancement

Enhancement, oder Prozessverbesserung, zielt darauf ab, bestehende Prozessmodelle durch zusätzliche Informationen aus den Event Logs zu verbessern. Dies kann die Anreicherung von Modellen mit Performance-Daten, wie Durchlaufzeiten und Wartezeiten, sowie die Integration von Ressourceninformationen umfassen.

Der Enhancement-Prozess beginnt mit der Analyse der Event Logs, um relevante zusätzliche Informationen zu extrahieren. Diese Informationen werden dann in das bestehende Prozessmodell integriert, um ein umfassenderes und genaueres Bild des Prozesses zu erhalten. Beispielsweise können Durchlaufzeiten für jede Aktivität hinzugefügt werden, um Engpässe und Verzögerungen zu identifizieren.

Ein weiteres Ziel der Enhancement-Methode ist die Identifikation von Verbesserungspotenzialen. Durch die Analyse von Performance-Daten können Unternehmen spezifische Bereiche identifizieren, in denen Prozesse optimiert werden können, sei es durch Automatisierung, Ressourcenumverteilung oder Prozessänderungen.

Enhancement ermöglicht es Unternehmen, sowohl die Struktur ihrer Prozesse zu verstehen, als auch deren Leistung und Effizienz zu verbessern. Diese Methode unterstützt die kontinuierliche Prozessverbesserung und trägt zur Steigerung der Gesamtproduktivität und Qualität bei.

Anwendungen und Anwendungsbereiche

Process Mining findet in einer Vielzahl von Branchen und Anwendungsbereichen Anwendung. Die Fähigkeit, tatsächliche Prozessabläufe aus Daten zu extrahieren und zu analysieren, bietet Unternehmen wertvolle Einblicke, die zum Optimieren von Geschäftsprozessen genutzt werden können. Im Folgenden werden einige der wichtigsten Anwendungsbereiche von Process Mining näher beleuchtet.

Geschäftsprozessmanagement

Im Bereich des Geschäftsprozessmanagements (BPM) ist Process Mining ein unverzichtbares Werkzeug zur Analyse und Verbesserung von Geschäftsprozessen. Unternehmen nutzen Process Mining, um ihre Prozesse zu visualisieren, zu verstehen und zu optimieren. Die Fähigkeit, ineffiziente oder fehlerhafte Prozessschritte zu identifizieren, ermöglicht eine gezielte Prozessoptimierung und die Beseitigung von Engpässen.

Ein konkretes Beispiel ist das Optimieren von Auftragsabwicklungsprozessen. Durch die Analyse von Event Logs können Unternehmen Engpässe in der Auftragsbearbeitung erkennen und Maßnahmen zur Beschleunigung der Durchlaufzeiten ergreifen. Dies führt zu einer höheren Effizienz und Kundenzufriedenheit.

Zudem unterstützt Process Mining das kontinuierliche Monitoring von Prozessen. Unternehmen können in Echtzeit überwachen, wie gut ihre Prozesse funktionieren, und bei Abweichungen sofort reagieren. Dies ist besonders wichtig in dynamischen Umgebungen, in denen sich Geschäftsprozesse schnell ändern können.

IT-Management

Im IT-Management spielt Process Mining eine wichtige Rolle bei der Optimierung von IT-Serviceprozessen und der Sicherstellung der Einhaltung von IT-Richtlinien. Durch die Analyse von Event Logs aus IT-Systemen können IT-Manager die Leistung und Zuverlässigkeit ihrer Systeme überwachen und verbessern.

Ein häufiges Anwendungsgebiet ist das Incident- und Problem-Management. Process Mining kann helfen, die Ursachen von IT-Ausfällen und Störungen zu identifizieren und Maßnahmen zur Vermeidung künftiger Vorfälle zu ergreifen. Darüber hinaus können IT-Prozesse, wie das Change Management, optimiert werden, um sicherzustellen, dass Änderungen an IT-Systemen effizient und ohne negative Auswirkungen implementiert werden.

Auch im Bereich der IT-Sicherheit ist Process Mining nützlich. Durch die Analyse von Zugriffslogs und anderen sicherheitsrelevanten Daten können unbefugte Zugriffe oder verdächtige Aktivitäten frühzeitig erkannt und entsprechende Gegenmaßnahmen eingeleitet werden.

Compliance und Auditing

Ein weiterer wichtiger Anwendungsbereich von Process Mining ist die Überprüfung der Einhaltung von gesetzlichen und regulatorischen Vorschriften (Compliance) sowie das interne und externe Auditing. Unternehmen sind verpflichtet, bestimmte Standards und Vorschriften einzuhalten, und Process Mining bietet die Möglichkeit, diese Einhaltung zu überwachen und zu dokumentieren.

Im Bereich der Finanzdienstleistungen beispielsweise nutzen Banken und Versicherungen Process Mining, um sicherzustellen, dass ihre Geschäftsprozesse den regulatorischen Anforderungen entsprechen. Durch die Analyse von Transaktionslogs können verdächtige Aktivitäten, wie Geldwäsche oder Betrug, aufgedeckt werden.

Auch für interne Audits ist Process Mining von großem Nutzen. Auditoren können durch die Analyse von Prozessdaten sicherstellen, dass interne Kontrollen wirksam sind und dass Prozesse effizient und regelkonform ablaufen. Dies erleichtert die Vorbereitung auf externe Audits und reduziert das Risiko von Regelverstößen.

Werkzeuge und Softwarelösungen

Für die Durchführung von Process Mining stehen zahlreiche spezialisierte Werkzeuge und Softwarelösungen zur Verfügung. Diese Tools bieten eine breite Palette von Funktionen, die von der Datensammlung und -aufbereitung bis hin zur Analyse und Visualisierung der Geschäftsprozesse reichen. Für die passende Auswahl der geeigneten Anforderungsanalyse ist eine fundierte Analyse der Projektziele und konkreten Anforderungen erforderlich. Nur so kann sichergestellt werden, dass die passenden Konnektoren zu den führenden ERP-Systemen vorhanden sind und Daten automatisiert zu Auswertungen genutzt werden. 

Ziel ist es, Prozessdaten effizient zu analysieren, Prozessmodelle zu erstellen und Optimierungspotenziale zu identifizieren. Durch die Integration mit bestehenden IT-Systemen und die Fähigkeit, große Datenmengen zu verarbeiten, tragen diese Softwarelösungen wesentlich zur erfolgreichen Implementierung von Process Mining-Projekten bei.

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